Dienstag, 8. Juli 2014
Fragezeichen
Es gab einen Abend in Berlin. Ich war auf einer Tagung; es war der Tag vor meinem Geburtstag und ich hatte eigentlich keine Lust, mit Kollegen anzustoßen.
Das Hotelzimmer war aber abends um zehn auch unlustig; also beklagte ich mich über Twitter über mangelnde Geselligkeit. Spontan überredete mich @andreasdotorg zu einem Treffen in der CBase.

Als ich dort eintraf, kannte ich niemanden. Plötzlich kam jemand auf mich zu und fragte mich "Bist du Mark?" - "Ja!?" - "Ich hab hier ein Bier für dich. Soll ich dir ausgeben von Acid." - "!?". Es stellte sich heraus, dass @d1etpunk Acid
gebeten hatte, mir auf meinen Geburtstag ein Bier auszugeben. Und da Acid nicht da war, hatte er c-ven kontaktiert, er möge das für ihn tun.
Coole Aktion: Ein Chemnitzer kriegt in der CBase ein Bier, für das ein Leipziger einen Berliner beauftragt hatte, der die Aufgabe dann weitergab. Bis auf den Ausführenden - c-ven - waren alle Piraten. In dem Moment war ich echt baff.

Neben c-ven lernte ich an diesem Abend Würfel und FO0O kennen. Ich hatte die interessantesten Gespräche seit langem und es war ein echt guter Abend.

/Schnitt/

Heute lese ich auf Twitter, dass FO0O ausgetreten ist. Ich bin betroffen und traurig.
Ich frage mich, ob wir als Partei es uns leisten können und wollen, so viele gute, interessante, engagierte und kluge Menschen zu verlieren, wie es in den letzten Monaten geschehen ist.
Und ich frage mich, ob das noch meine Partei sein wird, wenn all diese Menschen, die ich kennen und schätzen gelernt habe, gegangen sein werden.

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Kommentar von d1etpunk
Hallo Mark,

die Geschichte mit deinem Bier und dem Geburtstag war mit ein wenig weniger Ecken … aber, ja so war das damals. Da hab' ich auf Twitter gelesen, dass du da bist und dann hab' ich wen gefunden der dir'n Bier proxyt. Wir sind ja in einer Partei und kommen aufeinander klar. Und das war gefühlt gestern. Da hatten waren wir 'ne Partei mit lauter netten Computerkindern. Wir waren alle außerhalb dieser Mehrheitsgesellschaft (a.k.a. bürgerliche Mitte). Wir hatten alle unsere Netiquette gelesen … und verstanden. Wir waren selten einer Meinung aber wir wussten, dass unser Gegenüber ein Mensch ist. Das haben wir respektiert. Egal warum und wie wir in diese komische Partei geraten waren … und was wir damit erreichen wollten. Ob wir nur unseren Kindern die gleichen Chancen geben wollten die wir hatten (du?) oder einfach mal die Welt kurz auf den Kopf stellen (ich?)

Ja, es gab sie damals schon diese häßlichen Ecken in unserer Partei. Menschen, die noch nicht einmal mehr im Heiseforum schreiben dürfen, aber auf unseren Mailinglisten … was ist passiert, dass diese Menschen nicht rausgeflogen sind, sondern Gehör bekommen haben?

Was ist passiert, dass wir nicht mehr alle miteinander sonderlich sein können, sondern die Sonderlichen die Sonderlichen für ihre speziellen Sonderlichkeiten angreifen. Ja, da ist viel schief gelaufen. Harte Aktionen von einer Seite, noch härtere Reaktionen von der anderen … egal. Wo war der Punkt an dem wir uns – als Kinder des Netzes – so weit aus den Augen verloren haben, dass wir uns nicht mehr als Menschen wahrnehmen können? Wo war der Punkt an dem ich nicht mehr in der Lage wäre Acid (als linken Netzfeministen) zu bitten dir (als Kerni) 'n Bier von mir zu proxien? Und dann problemlos c_ven (als vollkommen parteifeindlichen wahrscheinlichen Anarchisten der aber echt geil Netzwerk kann) einzuschalten?

Ich glaube, was wir verloren haben, sind viel zu viele gute Menschen mit viel zu schönen, wirren, wahnsinnigen Meinungen … und gewonnen haben wir exakt … nichts.

d1etpunk

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