... newer stories
Freitag, 11. November 2011
Literatur: Natürlich auch!
hariolor, 03:03h
Da Literatur hier natürlich auch zu ihrem Recht kommen soll, kopiere ich diesen Blogeintrag, den ich ursprünglich am 24.10.2006 geschrieben hatte, hier noch einmal:
Auf der Seite eines mir namentlich Bekannten irgendwo im Netz fand ich letztens eine kleine Auflistung von Romananfängen, die dem Schreiber besonders gut gefielen. Mir wiederum gefiel die Idee, weshalb ich sie hier schamlos kopiere.
Wenn der Anfang einer Erzählung oder eines Romans mich bereits so fesselt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen will, dann ist es ein guter Anfang. Es gibt eine ganze Reihe von Romananfängen, die mich auf diese Weise fasziniert haben. Hier eine Auswahl:
"So the theory has it that the universe expanded exponentially from a point, singular space/time point, a moment/thing, some original particulate event or quantum substantive happenstance, to an extent that the word explosion is inadequate, though the theory is known as the Big Bang. What we are supposed to keep in mind, in our mind, is that the universe didn't burst out into pre-existent available space, it was the space that blew out, taking everything with it in a great expansive flowering, a silent flash into being in a second or two of the entire outrushing universe of gas and matter and darkness-light, a cosmic floop of nothing into the volume and chronology of spacetime. Okay?"
(E. L. Doctorow: City of God)
"Wie gelangt man auf diesen geheimnisvollen Archipel? Stunde für Stunde machen sich Flugzeuge, Schiffe, Züge auf den Weg dorthin - doch es weist keine einzige Inschrift den Bestimmungsort aus. Beamte am Fahrkartenschalter würden nicht weniger erstaunt sein als ihre Kollegen vom Sowtourist- oder Intourist-Reisebüro, wollte jemand eine Fahrt dorthin buchen. Sie kenne weder den Archipel als Ganzes noch eine seiner zahllosen Inseln, sie haben nie etwas davon gehört."
(Alexabder Solschenizyn: Archipel Gulag)
"Die dabei gewesen sind, die letzten, die ihn noch gesprochen haben, Bekannte durch Zufall, sagen, daß er an dem Abend nicht anders war als sonst, munter, nicht übermütig. Man speiste reizvoll, aber nicht üppig; geredet wurde viel, Palaver mit Niveau, wobei er wenigstens zu Anfang, scheint es, nicht stiller war als die anderen. Jemand will sich gewundert haben über seinen müden Blick, wenn er zuhörte; dann wieder beteiligte er sich, um vorhanden zu sein, witzig, also nicht anders als man ihn kannte."
(Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein)
"Meine Mutter ist nicht mit zum Bahnhof gegangen. Sie hat nicht gesagt, warum, und ich habe sie nicht gefragt. Es war kurz nach sechs, vierzehn Tage vor Weihnachten, und auch im Zug war es dunkel."
(Hermann Kant: Der Aufenthalt)
"DAS ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen."
(Robert Schneider: Schlafes Bruder)
"Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet."
(Franz Kafka: Der Proceß)
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen."
(Franz Kafka: Die Verwandlung)
"Es lag ein Bischof tot in einer Mur am Zederngebirge fünf Stunden schon unter strömenden Wolkenbrüchen. Die Mur war hinabgemalmt mit ihm und seinem Karren und seinen Maultieren und seiner Geliebten, unter ihm fort, über ihn hin, als schmettere das Erdreich ihn in den Schlund der Hölle, kurz vor Anbruch der Nacht."
(Wolf von Niebelschütz: Die Kinder der Finsternis)
"Lasset die Kindlein zu mir kommen. -
Als die erste Bombe fiel, schleuderte der Luftdruck die toten Kinder gegen die Mauer. Sie waren vorgestern in einem Keller erstickt. Man hatte sie auf den Friedhof gelegt, weil ihre Väter an der Front kämpften und man ihre Mütter erst suchen musste. Man fand nur noch eine. Aber die war unter den Trümmern zerquetscht. So sah die Vergeltung aus."
(Gert Ledig: Die Vergeltung)
Auf der Seite eines mir namentlich Bekannten irgendwo im Netz fand ich letztens eine kleine Auflistung von Romananfängen, die dem Schreiber besonders gut gefielen. Mir wiederum gefiel die Idee, weshalb ich sie hier schamlos kopiere.
Wenn der Anfang einer Erzählung oder eines Romans mich bereits so fesselt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen will, dann ist es ein guter Anfang. Es gibt eine ganze Reihe von Romananfängen, die mich auf diese Weise fasziniert haben. Hier eine Auswahl:
"So the theory has it that the universe expanded exponentially from a point, singular space/time point, a moment/thing, some original particulate event or quantum substantive happenstance, to an extent that the word explosion is inadequate, though the theory is known as the Big Bang. What we are supposed to keep in mind, in our mind, is that the universe didn't burst out into pre-existent available space, it was the space that blew out, taking everything with it in a great expansive flowering, a silent flash into being in a second or two of the entire outrushing universe of gas and matter and darkness-light, a cosmic floop of nothing into the volume and chronology of spacetime. Okay?"
(E. L. Doctorow: City of God)
"Wie gelangt man auf diesen geheimnisvollen Archipel? Stunde für Stunde machen sich Flugzeuge, Schiffe, Züge auf den Weg dorthin - doch es weist keine einzige Inschrift den Bestimmungsort aus. Beamte am Fahrkartenschalter würden nicht weniger erstaunt sein als ihre Kollegen vom Sowtourist- oder Intourist-Reisebüro, wollte jemand eine Fahrt dorthin buchen. Sie kenne weder den Archipel als Ganzes noch eine seiner zahllosen Inseln, sie haben nie etwas davon gehört."
(Alexabder Solschenizyn: Archipel Gulag)
"Die dabei gewesen sind, die letzten, die ihn noch gesprochen haben, Bekannte durch Zufall, sagen, daß er an dem Abend nicht anders war als sonst, munter, nicht übermütig. Man speiste reizvoll, aber nicht üppig; geredet wurde viel, Palaver mit Niveau, wobei er wenigstens zu Anfang, scheint es, nicht stiller war als die anderen. Jemand will sich gewundert haben über seinen müden Blick, wenn er zuhörte; dann wieder beteiligte er sich, um vorhanden zu sein, witzig, also nicht anders als man ihn kannte."
(Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein)
"Meine Mutter ist nicht mit zum Bahnhof gegangen. Sie hat nicht gesagt, warum, und ich habe sie nicht gefragt. Es war kurz nach sechs, vierzehn Tage vor Weihnachten, und auch im Zug war es dunkel."
(Hermann Kant: Der Aufenthalt)
"DAS ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen."
(Robert Schneider: Schlafes Bruder)
"Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet."
(Franz Kafka: Der Proceß)
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen."
(Franz Kafka: Die Verwandlung)
"Es lag ein Bischof tot in einer Mur am Zederngebirge fünf Stunden schon unter strömenden Wolkenbrüchen. Die Mur war hinabgemalmt mit ihm und seinem Karren und seinen Maultieren und seiner Geliebten, unter ihm fort, über ihn hin, als schmettere das Erdreich ihn in den Schlund der Hölle, kurz vor Anbruch der Nacht."
(Wolf von Niebelschütz: Die Kinder der Finsternis)
"Lasset die Kindlein zu mir kommen. -
Als die erste Bombe fiel, schleuderte der Luftdruck die toten Kinder gegen die Mauer. Sie waren vorgestern in einem Keller erstickt. Man hatte sie auf den Friedhof gelegt, weil ihre Väter an der Front kämpften und man ihre Mütter erst suchen musste. Man fand nur noch eine. Aber die war unter den Trümmern zerquetscht. So sah die Vergeltung aus."
(Gert Ledig: Die Vergeltung)
... link (0 Kommentare) ... comment
Ok. Ein Blog muss her!
hariolor, 02:52h
Ich hatte vor Jahren schon einmal begonnen zu bloggen. Nicht, dass viele es gelesen hätten, aber das war auch nicht mein Anspruch. Ich wollte Dinge präsentieren, die mir bemerkenswert oder zumindest interessant und insgesamt unterrepräsentiert erschienen.
Der Anlass, warum ich damals angefangen hatte zu bloggen, war ein Artikel über eine gemalte Palme in Polen und die Reaktionen darauf (http://my.opera.com/lilafrosch/blog/show.dml/414277), von denen in Deutschland wenig bis nichts zu vernehmen war. Hinzu kamen Artikel von Antikomplex über die Vertreibung der Deutschen aus Böhmen, die in der Vertreibung einen Verlust sahen (http://my.opera.com/lilafrosch/blog/show.dml/414333). Ich hatte das Thema bis dahin kaum wahrgenommen. Allerdings lebte ich mittlerweile in Chemnitz, also nicht allzuweit von der tschechischen Grenze - und ich war neugierig. Ein Bekannter empfahl mir das Buch "Die Vertreibung" von Peter Glotz, das ich wirklich nur weiterempfehlen kann.
Zwischendurch bloggte ich über meine privaten Interessen: Literatur und Anderes.
Aus Zeitgründen gab ich das allerdings bald wieder auf; meine Aufmerksamkeit richtete sich auf andere, realere Dinge.
Nunmehr bin ich politisch in der Piratenpartei aktiv und spiele schon eine Weile wieder mit dem Gedanken, Artikel in einem eigenen Blog zu veröffentlichen. Letztendlich dazu getrieben hat mich eine Nachfrage von Julias Schramm vor ein paar Wochen: Ob ich denn ein eigenes Blog habe. Nein, hatte ich zu der Zeit nicht. Allerdings hatte ich schon einige Male schmerzlich die Gelegenheit vermisst, meine eigenen Gedanken zu piratigen Themen präsentieren zu können. Insofern ist es jetzt nur konsequent, wieder mit einem eigenen Blog aufzutreten. Es wird sich sicher - wie auch zuvor - nicht nur politischen Themen widmen. Aber Politik wird, so denke ich, eine wesentliche Rolle einnehmen.
Der Anlass, warum ich damals angefangen hatte zu bloggen, war ein Artikel über eine gemalte Palme in Polen und die Reaktionen darauf (http://my.opera.com/lilafrosch/blog/show.dml/414277), von denen in Deutschland wenig bis nichts zu vernehmen war. Hinzu kamen Artikel von Antikomplex über die Vertreibung der Deutschen aus Böhmen, die in der Vertreibung einen Verlust sahen (http://my.opera.com/lilafrosch/blog/show.dml/414333). Ich hatte das Thema bis dahin kaum wahrgenommen. Allerdings lebte ich mittlerweile in Chemnitz, also nicht allzuweit von der tschechischen Grenze - und ich war neugierig. Ein Bekannter empfahl mir das Buch "Die Vertreibung" von Peter Glotz, das ich wirklich nur weiterempfehlen kann.
Zwischendurch bloggte ich über meine privaten Interessen: Literatur und Anderes.
Aus Zeitgründen gab ich das allerdings bald wieder auf; meine Aufmerksamkeit richtete sich auf andere, realere Dinge.
Nunmehr bin ich politisch in der Piratenpartei aktiv und spiele schon eine Weile wieder mit dem Gedanken, Artikel in einem eigenen Blog zu veröffentlichen. Letztendlich dazu getrieben hat mich eine Nachfrage von Julias Schramm vor ein paar Wochen: Ob ich denn ein eigenes Blog habe. Nein, hatte ich zu der Zeit nicht. Allerdings hatte ich schon einige Male schmerzlich die Gelegenheit vermisst, meine eigenen Gedanken zu piratigen Themen präsentieren zu können. Insofern ist es jetzt nur konsequent, wieder mit einem eigenen Blog aufzutreten. Es wird sich sicher - wie auch zuvor - nicht nur politischen Themen widmen. Aber Politik wird, so denke ich, eine wesentliche Rolle einnehmen.
... link (0 Kommentare) ... comment