Mittwoch, 15. Mai 2013
Kabale ohne Liebe
Liebe (und nicht so liebe) Piraten,

hier meine sehr persönliche und subjektive Sicht auf Dinge, die mich gerade bewegen.

Mit dieser Partei ist das so: Es gibt eine Handvoll Menschen, die sich den Arsch aufreißen, damit Dinge vorangehen. Die bis zur Halskrause in Arbeit stecken - und die man, weil sie ihren Job gut machen, da auch nicht mehr missen möchte. Dabei ist jeder einzelne von denen in diese Partei eingetreten, um Politik zu machen, um etwas zu bewegen. Für Politik bleibt jedoch wenig bis keine Zeit.

Ich bezweifle, dass die meisten Piraten eine Vorstellung davon haben, wie viel Zeit, Energie und Geld einige opfern, damit der Laden läuft. Parteiverwaltung, Logistikplanung, Telkos, Beratungen, etliche Wochenendeinsätze im Jahr - you name it. Zudem gehen diese Aufgaben oft - eigentlich regelmäßig - zu Lasten von Privatleben, Familie und auch Beruf.

Jetzt stell dir mal vor, du hast eine halbe Woche nahezu durchgearbeitet, Wochenende inklusive. Als du nach Haus kommst, bist du ausgebrannt. Erst einmal schlafen. Dann machst du montags deinen Rechner an und das erste, was du mitkriegst, sind Anfeindungen gegen dich. Nicht einmal öffentlich. Nicht einmal partei-relevant. Da werden Details deiner Lebensführung kritisiert, deine Beziehung oder Familie wird in den Dreck gezogen, dir wird Klüngel unterstellt, whatever. Da sammelt jemand Unterschriften gegen dich, weil er nicht einverstanden ist mit deiner Amtsführung in A oder der Art, wie du B gemacht hast. Er wendet sich aber nicht an dich, um das zu klären - nein, da wird im Hintergrund gearbeitet. Im Vordergrund sieht man höchstens Beleidigungen und Anfeindungen. Da steht abends plötzlich jemand vor deiner Tür und möchte von dir erklärt haben, wieso du dich der Verschwörung XYZ angeschlossen habest. Um es klar zu sagen: Das ist Mobbing. Es geht nicht mehr um die Sache. Es werden Menschen angegriffen, persönlich und direkt. Darunter leidet nicht nur der Angegriffene, sondern auch sein Umfeld in der Partei und im persönlichen Bereich. Kabale ohne Liebe.

Tja, wie würdest du reagieren?

So oder so ähnlich war das, denke ich, mit Jan, mit Stephan und mit vielen anderen, bei denen ich es nicht mitbekommen habe, weil sie in der Partei nicht so gut vernetzt oder nicht so bekannt waren.
  • am 14.5.13 ist Jan Leutert ausgetreten
  • am 14.4.13 ist Stephan Urbach ausgetreten
  • Enno Park ist mehrfach aus- und eingetreten seit Ende 2012
  • im Oktober 2012 ist Julia Schramm nach vielfachen Anfeindungen vom Bundesvorstand zurückgetreten
  • Kai Grünler ist in Sachsen (kurzzeitig) ausgetreten: Anfeindungen gegen seine Familie
  • Lupino ist in Sachsen ausgetreten: Querelen im KV Leipzig mit dem #pornotar (EDIT: Lupino hat was zu seinen Austrittsgründen geschrieben)
  • ... (es gibt Dutzende Fälle, ich kenne bei weitem nicht alle)
Wir haben unseren Zuwachs an Mitgliedern noch nicht verkraftet. Denn der Zuwachs bedeutete auch: Wir haben uns Nägel eingetreten. Die tun weh, deswegen müssen sie weg.

Als ich heute morgen von Jans Austritt erfuhr, war ich kurz davor, es ihm nachzutun. Es gibt eine Handvoll von Menschen, die mich diese ganze Partei- und Orgascheiße überstehen lassen, weil ich sie als Freunde betrachte, nicht nur als Parteifreunde. Mit ihnen Zeit zu verbringen ist sozusagen der Ausgleich für die ganze Mühe. Jan gehört dazu, ebenso wie @d1etpunk, @tinilou, @occcu, @laprintemps und einige andere (Es soll sich niemand gedisst fühlen, wenn er nicht auf der Liste auftaucht ;)
Wenn jemand von ihnen dazu getrieben wird zu gehen, ist das für mich - und nicht nur für mich - ein persönlicher Verlust, der mich daran zweifeln lässt, ob diese Partei es wert ist, dass ich ihr so viel Anderes opfere. Ich vermute, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht.

Jan hat mit seinem Austritt ein Zeichen gesetzt.
Wir können es uns nicht leisten, weiterhin wertvolle, aktive Mitglieder zu verlieren. Es gilt jetzt, dafür zu sorgen, dass unsere Diskussionskultur, unser Umgang miteinander sich nachhaltig ändert.

Wir haben dafür viele Instrumente, die meisten liegen direkt in eurer eigenen Hand, in der Hand jedes einzelnen Piraten:
  • Wenn jemand einen anderen dauerhaft direkt beleidigt:
    Widersprecht ihm, weist ihn darauf hin, anschließend entfolgt/blockt ihn
  • Wenn jemand dauerhaft eure Medien mit unerwünschten Inhalten bespammt: Moderiert ihn, blockt ihn.
  • Wenn jemand dauerhaft stört, andere persönlich angreift: Beantragt eine OM beim zuständigen Vorstand, macht es öffentlich, eskaliert es.
Und seht es jemandem nach, wenn er in der Erregung mal "Arschloch" oder Ähnliches schimpft. Wir wollen gesunden Menschenverstand walten lassen und nicht einen öffentlichen Pranger errichten.

Tut mir, euch und den Piraten einen Gefallen:
Achtet darauf, menschlich miteinander umzugehen.

Wenn wir unseren gegenseitigen Respekt hintanstellen, sind wir nicht besser als die anderen Parteien. Und die sind so, weil es nur die Harten bis nach oben geschafft haben.

Mark

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